Blütenbiologie

Eine männliche Prachtbiene (Euglossa sp.) beim Anflug an die Blüte von Gloxinia perennis (Gesneriaceae). (© W. Hödl)

Eine männliche Prachtbiene (Euglossa sp.) beim Anflug an die Blüte von Gloxinia perennis (Gesneriaceae). Die Blüte bietet anstelle von Nektar Parfum als Lockstoff. Dieses wird von einem braunen Fleck am Blütengrund abgesondert. (© W. Hödl)

Eine stachellose Biene (Trigona fulviventris) beim Sammeln des Blütenharzes von Clusia valerioi (Clusiaceae). (©  W. Hödl)

Eine stachellose Biene (Trigona fulviventris) beim Sammeln des Blütenharzes von Clusia valerioi (Clusiaceae). Zahlreiche Bällchen von Harz sind bereits an den Hinterbeinen angeklebt. (© W. Hödl)

Die Blütenbiologie ist jene Disziplin der Botanik, die sich mit der Bestäubung (Übertragung des Pollens auf die Narbe) und Befruchtung der Blüten der Blütenpflanzen (Nackt- und Bedecktsamer) durch abiotische (Wind, Wasser) oder biotische Vektoren (verschiedene Gruppen von Insekten und Wirbeltiere) befasst. Diese Disziplin wurde 1793 durch das epochale Werk von C. K. Sprengel "Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen" begründet. Während die wind- und wasserbestäubten Blüten relativ einfach gebaut und unscheinbar sind, hat sich bei den tierbestäubten Blüten im Laufe der Evolution eine ungeheure Diversität mit z.T. geradezu abenteuerlichen Spezialisierungen entwickelt. Insektenbestäubung ist auf allen Erdteilen anzutreffen, doch Blüten, die durch Wirbeltiere (Vögel, Fledermäuse, nicht-fliegende Säugetiere) bestäubt werden, sind nur in den Tropen zu finden.

Bei den Untersuchungen am Department (S. Vogel, A. Weber) wird vor allem dem Zusammenhang zwischen Blütenkonstruktion und Körperbau/Verhalten der Tiere Beachtung geschenkt. Beim heimischen Schwarzkümmel (Nigella arvensis, Ranunculaceae) ist der Blütenbau nicht nur besonders komplex, sondern zeichnet sich auch durch zeitlich genau aufeinander abgestimmte Bewegungen der Staubblätter und Griffel aus, welche die Berührung der Antheren und Narben durch die angelockten Insekten sicherstellt. Von besonderem Interesse sind tropische Blüten, die anstelle der "klassischen" Beköstigungsmittel (Pollen, Nektar) fettes Öl, Parfum oder Harz darbieten. Ersteres dient spezialisierten Bienen (zusammen mit Pollen) als Brutnahrung, Parfum dient männlichen Prachtbienen tatsächlich als Parfum, womit Weibchen angelockt werden, und Blütenharz wird von stachellosen Bienen als Nestbau- und Imprägnierungsmittel genutzt. Ein weiteres laufendes Forschungsprojekt bezieht sich auf die evolutive Entstehung, Höherentwicklung und funktionelle Differenzierung der Kesselfallen der Aronstabgewächse.

Die Ausbreitungsökologie hat den Zusammenhang zwischen Gestalt der Früchte und Samen und deren Ausbreitung durch Wind, Wasser und Tiere zum Gegenstand. Einen besonderen Schwerpunkt bildet am Department die Untersuchung von (kleinen) Früchten und Samen, die durch Ameisen ausgebreitet werden (V. Mayer).