Agnes Dellinger, MSc PhD
Freie wissenschaftliche Mitarbeiterin
m: agnes.dellinger@univie.ac.at
Beitrag im Medienportal der Universität Wien
"How flowers adapt to their pollinators" – (Medienportal Universität Wien, 5. Dezember 2019)
Forschungsinteressen
- Bestäubungsbiologie, Buzz-Bestäubung
- Blütenevolution und Blütendiversität
- Bestäuberwechsel und Artentstehung
- Gebirgsökologie
- Populationsökologie
Selektion durch Bestäuber hat wesentlich zur Entstehung der großen Diversität an Blütenpflanzen beigetragen. Die Auswirkung dieser Selektion ist besonders markant, wenn zwei nahe verwandte Pflanzenarten von zwei unterschiedlichen Bestäubern besucht werden, also ein Bestäuberwechsel (z.B. von Biene zu Kolibri) stattgefunden hat. Solche Bestäuberwechsel gehen mit Veränderungen in vielen Blütenmerkmalen einher, die der Anlockung und Belohnung der Bestäuber sowie dem Pollentransfer dienen. Die Auslöser für Bestäuberwechsel sind wenig untersucht, Veränderungen in der Bestäuberabundanz und Bestäubereffizienz mögen ausschlaggebend sein.
In meiner Forschung untersuche ich die Ursachen und Auswirkungen von Bestäuberwechseln in der neotropischen Pflanzentribus Merianieae (Melastomataceae). Merianieae umfassen etwa 300 Arten, sind von Brasilien bis Nicaragua verbreitet und erreichen in den tropischen Anden (nörliches Peru, Ecuador, Kolumbien) ihre höchste Diversität. In meiner Doktorarbeit konnte ich zeigen, dass Merianieae ursprünglich von Bienen bestäubt wurden und immer wieder Bestäuberwechsel von Bienen zu Wirbeltieren stattgefunden haben (Dellinger et al. 2019, New Phytologist). Etwa 75 % der Merianieae Arten werden von Bienen bestäubt, während etwa 15 % der Arten Wechsel zu Sperlingsvogelbestäubung durchgemacht haben (Dellinger et al. 2014, Current Biology) und die verbleibenden 10 % der Arten von gemischten Zusammensetzungen von Wirbeltieren besucht werden (Kolibris, Fledermäuse, Mäuse, Hakenschnäbel; Dellinger et al. 2019, American Naturalist). Alle Arten zeigen komplexe Anpassungen in ihrer Blütenmorphologie an die unterschiedlichen Bestäubergruppen, dabei sind Veränderungen in den Staubblättern am auffälligsten.
Zur Beantwortung meiner Forschungsfragen verwende ich unterschiedliche, disziplinübergreifende Methoden und arbeite sowohl auf mikro- wie auf makroevolutiver Ebene. Ich verbinde Feldexperimente und Forschungsreisen zum Sammeln von Pflanzenmaterial in Lateinamerika mit vergleichenden phylogenetischen Methoden, morphologischen und morphometrischen Ansätzen (z.B. Elektronenmikroskopie, Mikro-Computertomographie, 3D-Modelle, geometric morphometrics), Populationsgenomik (RAD-Sequencing) und Nischenmodellierung (Dellinger et al. 2016, New Phytologist).
Projekte
Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin FWF-Projekt P 30669-B29 "Pollinator shifts and floral Evolution in the Merianieae (Melastomataceae)" (Univ.-Prof. Dr. Jürg Schönenberger)
Projektleiterin Firnberg-Programm Projekt T 1186 "Modellierung a-/biotischer Faktoren einer Pflanzenradiation"
Curriculum Vitae
Derzeitige Anstellung
- 2021/6– Freie wissenschaftliche Mitarbeiterin
Ausbildung und wissenschaftliche Laufbahn
- 2020 Gertrud Pleskot Award
- 2019/9–2021/6 Universitätsassistentin (post doc) FWF-Projekt P 30669-B29
- 2019 Dissertation "Pollinator Shifts and Floral Evolution in Merianieae (Melastomataceae)"
- 2017/10–2019/8 Universitätsassistentin (prae doc) FWF-Projekt P 30669-B29
- 2015–2017/09 Universitätsassistentin (prae doc), Dissertantin
- 2014 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung (CVL)
- 2010– Masterstudium Syn- und Landschaftsökologie (Universität Wien); Erasmusauslandsaufenthalt Studienjahr 2010/11 Universität Lund, Schweden; Oktober 2011: Feldkurs Tropische Ökologie und Naturschutz, Borneo (Tropical Biology Association)
- 2007–2010 Studium der Biologie (Ökologie) und Deutschen Philologie, Universität Wien, Bachelorarbeit in Biologie (siehe Publikationen)
- 1999–2007 BG/BRG Klosterneuburg; Mai 2007: Matura, Ausgezeichneter Erfolg
Publikationen
2022
2021
2020
2019
2018
Dellinger, A. (2013). Floral Structure and Pollination Biology of Axinaea (Melastomataceae). Master thesis, Universität Wien, Wien. PDF available at: othes.univie.ac.at/28151/
Dellinger, A., & Berger, A. (2009). Vergesellschaftung, Habitatspezifität und pflanzensoziologische Bewertung der Vorkommen von Trifolium saxatile im Schalftal, Ötztaler Alpen, Tirol. Verh. zool.-bot. Ges., 146, 125-138. (Bachelorarbeit)